Jeder Hundebiss ist einer zu viel - nicht nur für die Betroffenen!
Statement der Tierschutzombudsfrau
Der „beste Freund" des Menschen gerät aufgrund aktueller Vorfälle immer mehr in die Kritik. Warum ich mich als Tierschutzombudsfrau nach wie vor nicht für ein sogenanntes „Kampfhundeverbot" oder generalisierte „Rasselisten" erwärmen kann, hat mehrere Gründe:
- In meinen Augen sollen ALLE Hunde von geschulten Hundehalter:innen gehalten werden, unabhängig von der Rassezugehörigkeit des Hundes.
- Dazu bedarf es meiner Ansicht nach eines verbesserten verpflichtenden Sachkundenachweises für jede Hundehalterin und jeden Hundehalter vor der Anschaffung eines Hundes.
- DENN: Nur ausgebildete und informierte Halter:innen können ihren Hund lesen und erkennen, wenn er sich in einer Situation „unwohl" fühlt. Diesen Halter:innen ist gleichzeitig bewusst, dass es in ihrer Verantwortung liegt einen Hund so zu halten, dass er weder andere Menschen noch andere Tiere verletzen kann und wie dies tierschutzkonform umsetzbar ist.
- Hunde zeigen in der Regel, wenn sie in einer Situation überfordert sind, bevor sie als ultima ratio zubeißen. Wurden dem Hund durch einen uninformierten Hundehalter oder eine uninformierte Hundehalterin seine natürlichen Kommunikations- und Verhaltensweisen abtrainiert oder werden diese ignoriert, kann es zu Beißvorfällen kommen.
- Bei Hunden jeder Rasse und jeden Charakters kann die Summierung vieler kleiner Stressereignisse zu Überreaktionen führen. Es liegt in der Verantwortung eines jeden informierten Hundehalters und einer jeden informierten Hundehalterin, dies rechtzeitig zu erkennen und dem entgegenzuwirken, zum Beispiel durch geistige und körperliche Förderung, ohne den Hund jedoch zu überfordern. Gerade in der heißen Jahreszeit eignen sich Such- oder Lernspiele in der kühlen Wohnung oder im Schatten, um Hunde geistig zu fordern.
Schon gewusst?
Es gibt keine wissenschaftlich fundierten Beweise dafür, dass Hunde, die den sogenannten Kampfhunderassen zugeordnet werden können, häufiger zubeißen als Hunde anderer Rassen oder Mischlinge. Dass das Verbot bestimmter Hundetypen nicht den gewünschten Erfolg zeigt, belegt folgendes Beispiel: In den Niederlanden, die als eines der ersten Länder ein Haltungsverbot für „pittbullartige" Hunde erlassen haben, wurde dieses Verbot inzwischen wieder aufgehoben, da es nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat.
Beißvorfälle und der Ruf nach einem Verbot gewisser Hunderassen - die Lösung des Problems oder ein Problem an sich? von Mag. Ursula Aigner (Verhaltensbiologin, tierschutzqualifizierte Hundetrainerin und allgemein beeidete und gerichtlich zertifizierte Sachverständige für Hunde und Katzen)
Wieso beißen Hunde - der Versuch einer wissenschaftlichen Betrachtung von Mag. Karl Weissenbacher (Leiter der Prüf- und Koordinierungsstelle für Assistenz-, Therapiebegleithunde und tierschutzqualifizierte Hundetrainer:innen am Messerli Forschungsinstitut der Vetmeduni Wien)