Wespen - Nützlinge mit schlechtem Ruf
Jeder kennt sie, die schwarz-gelb gestreiften Insekten, die schon manche Grillfeier oder einen Buschenschankbesuch vorschnell beendet haben. Was jedoch kaum jemand weiß: von den 300 in Österreich heimischen Wespenarten, zu denen auch die Hornisse (Vespa crabro) zählt, sind lediglich zwei, die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) und die Deutsche Wespe (Vespula germanica), für den schlechten Ruf der Wespen verantwortlich.
Die Hornisse, die größte Wespenart Österreich ist akut vom Aussterben bedroht!
Wie alle heimischen Wespenarten fallen Hornissen unter den Schutz des Steiermärkischen Naturschutzgesetzes und dürfen daher weder absichtlich getötet, gefangen oder gestört werden. Eine Ausnahme davon gibt es nur in Gebäuden und Hausgärten.
Ungeladene Gäste bei Grillfeiern und Poolpartys
Warum aber fallen uns gerade diese Vertreter der Insektenwelt so unangenehm auf?
Das liegt unter anderem daran, dass Wespen für die Versorgung ihrer Larven Fleisch, also im Gegensatz zu Bienen und Hummeln auch tierisches Protein benötigen. Diese Proteine finden sie auch in für den menschlichen Verzehr gedachtem Fleisch, weshalb bei Grillfesten oft ein ganzer Schwarm der Gemeinen oder der Deutschen Wespe den Grill umringt. Hornissen jedoch interessieren sich weder für Süßigkeiten oder Fleischspeisen. Ihre Vorliebe für Obst- oder Baumsäfte stillen die Arbeiterinnen an den natürlich anfallenden Quellen der Natur. Eiweißkost erjagen sich die Hornissen in Form von lebenden Insekten jeglicher Art.
Sobald sich die erwachsenen Tiere nicht länger um die Aufzucht der Larven kümmern müssen, benötigen sie für ihren eigenen Stoffwechsel nur noch Zucker. Dieser Zuckerbedarf wird im Spätsommer häufig durch überreifes Fallobst gedeckt, weshalb sich vermehrt Wespen am Boden befinden und man Gefahr läuft, auf sie zu treten.
Dass Wespen aber von großem Nutzen für unser Ökosystem sind, wird oft vergessen:
Wespen sind die natürlichen Feinde von Fliegen, Mücken oder Heuschrecken, sie gehören zu den erfolgreichsten Räubern der Insektenwelt - die Beute eines mittelgroßen Volkes (etwa 300 bis 400 Tiere) wird mit einem halben Kilogramm Beute je Tag der Hochsaison (Sommer) angegeben.
Zudem sind Wespen für viele Vögel und Säugetiere ein wichtiger Bestandteil der Nahrung.
Lebenszyklus der Wespe
April: Königinnen erwachen aus dem Winterschlaf
Mai: Nestbau und Beginn der Eiablage
Juni: Schlupf der ersten Arbeiterinnen
Juli/ August/ September/ Oktober: Hauptschlupfrate- höchste Bevölkerungsdichte des Wespenstaates
November: Alte Königin, Arbeiterinnen, Männchen sterben. Nur die jungen befruchteten Königinnen überwintern.
7 Stiche töten ein Pferd, 3 Stiche einen Menschen
Das besagt eine alte Volksweisheit, die aber vollkommen aus der Luft gegriffen ist! Der Stich von Hornissen und anderen Wespenarten ist vergleichbar mit dem von Bienen, das Gift weist sogar eine geringere Toxizität auf.
Grundsätzlich stechen alle Wespenarten nur in einer für sie als lebensbedrohlich empfundenen Situation und nie aus reiner Angriffslust.
Nähern sich Wespen dem Menschen auf der Suche nach Nahrung, heißt es daher vor allem: Ruhe bewahren und hektische Bewegungen vermeiden!
Schnelle Bewegungen werden als Bedrohung empfunden und man läuft Gefahr, gestochen zu werden. Auch das Anpusten der Wespen, um sie zu vertreiben, ist nicht ratsam: das freiwerdende Kohlendioxid wird als Alarmsignal verstanden und versetzt die Wespen in Alarmbereitschaft. Auch von Wespennestern geht keine nennenswerte Gefahr aus, nur dem direkten Einflugbereich sollte man nicht zu nahe kommen. Das Nest wird im nächsten Jahr nicht mehr besiedelt, weil die Jungköniginnen ihr neues Volk immer an einer anderen Stelle aufbauen.
Wenn es doch zu einem Stich kommt
Bei Menschen
Stiche von Honigbienen, Wespen und Hornissen sind zwar schmerzhaft, aber meistens für Menschen nicht gefährlich. Der Körper reagiert auf Insektengift an der Einstichstelle mit Schmerzen, juckenden Rötungen und Schwellungen- Abhilfe schafft hier eine Kühlung der betroffenen Stelle mittels Eiswasser, "Coldpacks" oder Eiswürfeln. Auch kalte Umschläge mit Essigwasser (1 Teil Essig auf 2 Teile Wasser) verschaffen Linderung. Der Essig hilft gegen den Juckreiz und wirkt desinfizierend. In der Regel sind die Beschwerden nach ein paar Tagen wieder verschwunden.
Etwa fünf Prozent der Menschen entwickeln allerdings eine sogenannte systemische Insektengift-Allergie mit schweren allergischen Symptomen, die bis zum allergischen Schock führen können.
Gefährlich kann es für Allergiker werden, da Atemnot, Schweißausbruch und Schwindel zu den möglichen Reaktionen gehören. Wenn die Allergie bekannt ist, sollten Allergiker unbedingt ein Notfallmedikament bei sich tragen. Wenn dies nicht der Fall ist, ist umgehend der Arzt aufzusuchen!
Bei Tieren
Die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Vierbeiner von Insekten gestochen werden ist sogar noch größer als beim Menschen, da sie auf ihren Erkundungstouren unbedacht durch Wiesen streifen, nach lästigen Insekten schnappen oder diese als Beute erlegen. Ist nach einem Stich ein Stachel sichtbar, muss dieser möglichst rasch entfernt werden; kalte Umschläge mit einem nassen Handtuch oder das Auflegen von mit einem Handtuch umwickelten Kühlelementen direkt aus dem Eisfach verschaffen Schmerzlinderung.
Wenn Ihr Tier beim Laufen auf eine Wespe getreten und somit direkt in den Ballen gestochen wurde, können Sie die Pfote auch direkt ins kalte Wasser eintauchen. Dafür nehmen Sie am besten eine Schüssel und halten die betreffende Pfote für mindestens zehn Minuten hinein. So lässt der stechend brennende Schmerz rasch nach und auch die Schwellung geht zurück; der Einsatz eines Schmerzmittels ist hier nicht notwendig.
Ein Fall für den Tierarzt
Ihr Tier zeigt nach einem Insektenstich folgende Symptome:
- Pusteln und Quaddeln bilden sich am ganzen Körper
- Augenlider und Lefzen schwellen an
- Der Kopf sieht geschwollen aus
- Die Nasen- und Rachenschleimhaut schwillt an, der Hund atmet angestrengt und schwer. Dieser Zustand kann durchaus in hochgradige Atemnot übergehen, so dass hier eine lebensbedrohliche Situation entstehen kann.
Diese Symptome können entweder einzeln oder alle gemeinsam auftreten. Beim Auftreten auch nur einer dieser Beschwerden sollten Sie jedoch unbedingt einen Tierarzt aufsuchen, da der Übergang in einen akut lebensbedrohlichen Zustand fließend verlaufen kann.
Der lebensbedrohliche Fall
Ihr Tier wirkt sofort nach dem Stich ermattet, zeigt einen schwankenden Gang; es erbricht und setzt fast zeitgleich einen breiig bis wässrigen Stuhl ab. Das Tier schwankt, verliert sein Stehvermögen und fällt in Brust- oder Seitenlage. Diese Symptome treten Sekunden bis Minuten nach dem Stich auf. Die Stichstelle ist oft nicht als diese zu erkennen, da sie meistens nicht gerötet und nicht geschwollen ist.
Hierbei handelt es sich um eine anaphylaktische Reaktion des Körpers auf das Insektengift. Dies ist eine lebensbedrohliche Kreislaufregulationsstörung und das Tier befindet sich hier in akuter Lebensgefahr. Es ist höchste Eile bei der Behandlung geboten: Sie müssen sofort einen Tierarzt bzw. eine Tierklinik aufsuchen!
Ein anaphylaktischer Schock ist für Mensch und Tier lebensbedrohlich!
Suchen Sie rasch einen Arzt auf!