Tierschutzpreis 2014
Landwirtschaftliche Gebäude prägen die Kulturlandschaft und sind Visitenkarten für den Betrieb und eine ganze Region. Sie sind Arbeitsstätte für die landwirtschaftliche Produktion und damit Arbeitsplatz sowie Lebensraum für landwirtschaftliche Nutztiere. Für Stallgebäude müssen viele Anforderungen erfüllt werden, von der (Arbeits-)Wirtschaftlichkeit über die Tiergerechtheit bis zur Umweltverträglichkeit und Einbindung ins Landschaftsbild.
Der Preis für "Musterbeispiele für besonders tierfreundliches Bauen im ländlichen Raum" wurde zum 5. Mal von der Tierschutzombudsstelle ausgeschrieben und würdigt zukunftsweisende Bauprojekte in allen Bereichen der Produktion bei landwirtschaftlichen Nutztieren, welche sich durch besondere Tierfreundlichkeit auszeichnen. Ausgeschrieben wurde der Preis steiermarkweit.
Ziel war es, besondere Leistungen und gelungene Konzepte des tierfeundlichen Bauens in der Nutztierhaltung zu prämieren, um die Motivation, im Agrarbereich auf hohem Niveau zu planen und zu bauen, zu steigern und gute Beispiele allen Landwirtinnen und Landwirten sowie Multiplikatorinnen und Multilpikatoren zu präsentieren.
Insgesamt werden € 6.300,-- in den Bereichen Rinder-, Schaf- und Schweinehaltung vergeben.
Der Sachpreis für das schönste Tierfoto ergeht an den Betrieb Haring für ein Ziegenfoto.
Ausgezeichnete Betriebe:
Petra und Otmar Ablasser, Bezirk Weiz;
Schweine mit freiem Auslauf und Weidehaltung.
Von Familie Ablasser wurde im Frühjahr 2014 ein Schweinestall mit befestigter Bodenplatte und Auslauf auf die anschließende Weide in Holzbauweise errichtet. Vor einem Jahr begann die Familie 4 Schweine im Freien zu halten. Eine kleine Hütte war als Unterstand zur Verfügung, sonst konnten sich die Tiere frei bewegen.
In der Beobachtung der Tierhaltung wurde der Familie klar, dass der freie Auslauf und die Weidehaltung hohes Wohlbefinden für die Tiere bringen. So enstand der Entschluss, diese Form der Schweinehaltung auszubauen und fortzusetzen. Weiters wird dadurch in einer Region, in welcher hochwertiges Rindfleisch (ALMO) produziert wird, ein Beitrag zur regionalen Versorgung mit Schweinefleisch geleistet.
Preis: € 1.500,--
Maria Schmied, Bezirk Weiz;
Schafhaltung
Es wurde ein neuer Schafstall mit angebautem Heulager inklusive Belüftung errichtet. Bei der Realisierung wurde besonders Wert auf gehobenen Tiergerechtigkeitsstandard gelegt, insbesondere hinsichtlich des Platzbedarfs. Als Hauptmaterial wurde Holz aus dem eigenen Wald genutzt, das von regionalen Unternehmern verarbeitet wurde. Der Stall wurde in steiler Hanglage genau an die Geländeform angepasst und somit ermöglicht die Schafhaltung einen Weiterbstand des landwirtschaftlichen Betriebes.
Die Landwirtschaft wurde von Milchvieh- auf Schafhaltung umgestellt. Die Hauptbeweggründe für den Bau waren das schlechte Stallklima, die engen Platzverhältnisse und die hohe händische Arbeitsbelastung im alten Rinderstall.
Gehobener Tiergerechtigkeitsstandard für die bäuerliche Nutztierhaltung, Planung durch DI Walter Breininger von der Landwirtschaftskammer Steiermark.
Preis: € 1.500,--
Anton Riebenbauer, Bezirk Hartberg-Fürstenfeld;
Biomutterkuhbetrieb
Es wurde ein zweihäusiger Rinderoffenfrontstall mit einer Liegefläche auf Stroh errichtet, der Fressplatz wurde auf Betonspalten geschaffen, der Oberbau ist ein Pfettendachstuhl mit Sandwichpaneele, die Außenwände bestehen aus einer senkrechten Holzverschalung, Sichtbeton und Windschutznetzen, der Auslauf ist im Stall integriert. Es handelt sich um einen Biobetrieb.
Beweggrund für den Bau war, dass der Altstall arbeitstechnisch veraltet war, wenig Übersichtlichkeit bot und sehr viel Handarbeit erforderlich war. Durch Direktvermarktung und viele Kunden am Hof ist der Stall auch eine Werbung für die Tierhaltung und ihre Produkte. Bewußt wurde es ein "offener Stall" um zu zeigen, wie wohl sich die Tiere fühlen.
Biobetrieb, Planung durch DI Walter Breininger, Landwirtschaftskammer Steiermark.
Preis: € 1.500,--
Gertrude und Josef Brauchard, Bezirk Deutschlandsberg;
Milchviehbetrieb
Im alten Rinderstall wurden Rinder in Anbindehaltung gehalten. Die gemolkene Milch floss in den Standeimer und musste händisch in die Milchkammer verbracht werden. Eine Modernisierung des Betriebes bei Weiterführung der Tierhaltung war unabdingbar. Es wurde ein Rinderstall mit Holzkonstruktion errichtet, das Holz stammt großteils aus dem eigenen Wald. Gebaut wurde ein Offenfrontstall mit geschlossener Güllegrube, um im Siedlungsgebiet nachbarschaftliche Streitereien und Konflikte zu vermeiden und die gesetzlichen Grundlagen einzuhalten.
Für die Jungrinder stehen Tiefstrohliegeflächen mit Schrapperbahn zur Verfügung, für die Milchkühe gibt es Tiefliegeboxen, ebenfalls mit Schrapperbahn. Beide Schrapperbahnen führen direkt in die Güllegrube. Es wurde ein Pultdach mit einer Dachneigung von 3 % errichtet, es handelt sich um ein Kaltdach mit Trapezblech. Ein elektrisch bedienbares Windschutznetz ermöglicht entsprechende Flexibilität im Umgang mit Witterungseinflüssen.
Hauptmotivation für den Bau war die Erhaltung und Modernisierung des Milchviehbetriebes mit Rindermast, verbunden mit Arbeitserleichterung, besserer Lebensqualität für die Familie und Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften.
Gehobener Tiergerechtigkeitsstandard für die bäuerliche Nutztierhaltung, Planung durch DI Walter Breininger, Landwirtschaftskammer Steiermark.
Preis: € 1.500,--
Es wurden auch zwei Anerkennungspreise vergeben:
Barbara und Anton Wallner, Bezirk Murtal;
Pferdehaltung
Es wurde ein Wirtschaftsgebäude mit Pferdestall errichtet. Der Unterbau ist massiv aus Beton, die Aufbauten Zimmererarbeit mit Holzriegelbau, die Außenansicht steirische Schalung mit Lärche sägerau und einem isolierten Pultdach. Die Pferde werden in Gruppenhaltung mit jederzeit freiem Zugang zur Liegehalle (Sägespäne und Tiefstroh) gehalten, der Außenbereich ist ebenso jederzeit frei zugänglich. Es werden ein Pferdeklo und ein eigener Sandwälzplatz angeboten. Der Zugang zur Weide ist mittels Selektionstor zeitlich und individuell per Chip geregelt.
Herzstück und "Motor" des "Aktivstalls" für Pferde ist die computergesteuerte Kraftfutterstation, welche Minimalmengen an Kraftfutter an die Bewegung koppelt. Die Tiere legen im Schritttempo ca. 430 m zurück, dieser Trail ist zusätzlich mit Aufgaben gespickt, welche die Geschicklichkeit fördern unnd der Langeweile entgegenwirken sollen. Die Tiere benutzen den Weg ca. 15 bis 20 Mal pro Tag, das entspricht einer Wegstrecke von ca. 8 bis 10 km. Eine beheizte Schwimmtränke am "Dorfplatz" ist gemeinsamer Treffpunkt. die Raufutterstation ist ebenso zeitgesteuert und 24 Stunden zugänglich und stellt die tägliche Versorgung der Pferde mit Raufutter sicher. Die Pferde werden zur Zucht gehalten.
Motivation für den Bau war, dass im Rahmen der tierärztlichen Tätigkeit die Bedürfnisse der Tiere klar sichtbar werden, die Boxenhaltung von Pferden den Lauftieren zu wenig Platz und zu wenig Beschäftigung bietet und die Schrittmaschinen keinen Ersatz für artgerechte Weidehaltung darstellen.
Anton Krispel und Eduard Scharfy, Bezirk Südoststeiermark;
Wollschweinehaltung
Gebaut wurde ein Schweinestall für Wollschweine für maximal 120 Mastplätze mit Weide, ca. 212 m2 Fläche planbefestigt mit Einstreu. Bauweise Beton und Holz - offener Stall.
Motivation für den Bau: Für gute Lebensmittel werden gute Rohstoffe gebraucht. Es wird transparente Nachhaltigkeit gelebt - im Umkreis von 10 km finden Zucht, Mast und Schlachtung statt. die Fütterung erfolgt mit Getreide - beste Veredelung bis zur Vermarktung. Es sollte ein Musterbetrieb geschaffen werden, der beweist, dass diese Form der Haltung gut funktioniert.