Tötung männlicher Küken – die Schattenseite der Eierbranche
Nicht nur zu Ostern sind Eier auf österreichischen Tellern gerne gesehen, sei es in Back- oder Teigwaren, in Aufstrichen oder als Krönung des Sonntagsfrühstücks - durchschnittlich isst jede Österreicherin und jeder Österreicher 235 Eier pro Jahr. Hinter dem beliebten Nahrungsmittel verbirgt sich jedoch das Elend abertausender Hähne, die, kaum dem Ei entschlüpft, getötet werden.
Warum werden die männlichen Küken getötet?
Der ursprüngliche Auslöser der Kükenselektion war in den 1950-/1960iger Jahren der Beginn der Hybridisierung von Hühnerrassen mit der Aufspaltung in Lege- und Mastrassen. Für die Produktion von Hühnereiern werden weltweit spezialisierte Legelinien gehalten, deren Zucht einseitig auf eine hohe Legeleistung ausgerichtet ist und männliche Eintagsküken üblicherweise getötet werden, weil sich diese für die Mast, zumindest in konventioneller Produktion, wirtschaftlich nicht sinnvoll nutzen lassen.
Alternativen zur Tötung männlicher Eintagsküken:
- Das Aufziehen und Mästen männlicher Legehybriden (Hähne von Legelinien werden trotz schlechterer Masteigenschaften aufgezogen und gemästet; abhängig von Herkunft und Fütterung kann die Schlachtung nach rund 49 Tagen mit etwa 650 Gramm Lebendgewicht erfolgen).
- Der Einsatz von Zweinutzungshühnern (eine Kreuzung aus Mast- und Legelinien; das Ergebnis ist ein Kompromiss zwischen Fleischansatz und Legeleistung, der mit geringeren Leistungen als in den spezialisierten Linien und gleichzeitig höheren Kosten für Futteraufwand verbunden ist).
- Die Vermeidung des Schlüpfens männlicher Küken durch In ovo-Geschlechtsbestimmung (spektroskopische Geschlechtsbestimmung im Hühnerei) mit anschließender Unterbrechung des weiteren Brutvorganges bei Tieren männlichen Geschlechts.
Die am intensivsten diskutierte Alternativmethode ist derzeit die „In ovo-Geschlechtsbestimmung", also die Bestimmung des Geschlechtes des Kükens im idealerweise noch unbebrüteten Ei. Mit diesem Früherkennungssystem soll der Schlupf ungewollter männlicher Küken durch Methoden zur Selektion weiblicher Küken routinemäßig, kostengünstig, frühzeitig und zuverlässig vermieden werden. Methoden zur Geschlechtsbestimmung im Ei werden zwar mit Hochdruck erforscht, mit einer markttauglichen Umsetzung dieser Früherkennungsmethoden ist aber frühestens in einigen Jahren zu rechnen.
Verantwortungsvoll einkaufen!
Generell ist festzuhalten, dass die aus ethischer und Tierschutz-Sicht fragwürdige Praxis der Tötung männlicher Legehennen-Eintagsküken schon seit vielen Jahren europaweit diskutiert wird. Eine praktikable Lösung des Problems steht aber national wie international noch aus.
Ein generelles Verbot der Tötung von (männlichen) (Legehennen-)Eintagsküken in Österreich, ohne dass praxistaugliche Alternativen zur Verfügung stehen, hätte wahrscheinlich das Ende der meisten heimischen Brütereien und eine weitgehende Verlagerung der Produktion von Eintagsküken ins Ausland zur Folge. Vielmehr sei an dieser Stelle auf bereits funktionierende Bioprojekte, bei denen männlichen Küken eine normale Aufzucht ermöglicht wird (dh. eine bis zum Erreichen einer auch bei Biomasthühnern üblichen Schlachtgröße) hingewiesen. Zu solchen Produkten zählen etwa Haushuhn & Gockelhahn („Vier Pfoten" und „Ja Natürlich"), Hahn im Glück („Zurück zum Ursprung"), Henne & Hahn („Tonis Freilandeier"), Steirerhahn Henry („Herbert Lugitsch & Söhne GmbH.") u.v.a.m.
Dabei wird auf Zweinutzungshühner gesetzt, bei der die Junghähne für die Fleischproduktion verwendet werden. Weiters darf auf das Projekt der Bio Austria und der gesamten Bio-Eierbranche (incl. Verarbeiter und Lebensmitteleinzelhandel) „Der Hahn, die Henne und das Ei" verwiesen werden, welches garantiert, dass neben den Junghennen für die Eiererzeugung auch deren Brüder aufgezogen werden.