Papageienhaltung und Tierschutz
Tagungsband zur Fachtagung „Papageienhaltung und Tierschutz“
Einleitung
Papageienhaltung hat Jahrhunderte lange Tradition. Fast genau so lange dauerte es, um das Klischee vom einzeln gehaltenen Papagei im Rundkäfig zu durchbrechen und die Bedürfnisse dieser sozialen Wildvögel anzuerkennen.
Wenn auch nach heutigem Wissen nicht akzeptabel wurden die intelligenten Papageien lange Zeit nur als Spaßvögel, farbenprächtige Exoten und Unterhalter angesehen. Erst Mitte des vorigen Jahrhunderts begannen Verhaltensforscher sich mit dem Sozialleben und dem Wesen dieser Vogelgruppe auseinanderzusetzen. Gleichzeitig ermöglichte der moderne Flugverkehr den Import von Millionen wild gefangener Papageien, ein Umstand, der sich rasch nicht nur zu einem Tierschutz - sondern auch zu einem Artenschutzproblem entwickelte.
Im Bereich des Artenschutzes versuchte man, mit internationalen Gesetzen und Nachzucht die Notbremse zu ziehen, der Tierschutz hinkte hinten nach. Doch die Papageien selbst zeigen uns durch Verhaltensstörungen, allen voran das Federrupfen, dass sie mehr brauchen als eine Sitzstange und ein paar Körner. So war es für den Papageienschutz in Österreich ein großer Erfolg, als am 1.1.2005 das neue, bundeseinheitliche Tierschutzgesetz in Kraft trat. Erstmals manifestierten sich die Bedürfnisse der Papageien nach einem Leben mit Artgenossen in großen, reich strukturierten Volieren in Gesetzesform.
Dieses Gesetz stellt die herkömmliche Papageienhaltung zur Gänze auf den Kopf. Was vorher nur dem „guten Willen" der Papageienbesitzer unterworfen war, wurde mit einem Schlag zur Verpflichtung, deren Nichteinhaltung verwaltungsstrafrechtliche Folgen hat. Die Arbeitsgemeinschaft Papageienschutz, die tiergerechte Haltungsformen von Papageien seit über zwölf Jahren propagiert, sieht sich nun in der Rolle eines Multiplikators, der das Wissen und die Erfahrungen im Bereich der Vergesellschaftung von Papageien und deren tiergerechter Unterbringung vor allem an TierärztInnen weitergeben möchte, da diese immer häufiger von Rat suchenden TierbesitzerInnen kontaktiert werden. AmtsveterinärInnen soll durch die Teilnahme an diesem Symposium die Umsetzung der bestehenden Gesetze und in diesem Rahmen die Beurteilung von Papageienhaltungen bei Beanstandungen erleichtert werden.
Die Initiative der Arge Papageienschutz, diese Fachtagung durchzuführen, traf bei der Tierschutzombudsstelle Wien und beim Tiergarten Schönbrunn auf offene Ohren und Türen. Neben dem schönen Ambiente kann der älteste Zoo der Welt heute mit einer modernen, tiergerechten Papageienhaltung aufwarten und eignet sich daher besonders für den praxisorientierten Teil der Veranstaltung. Die Tierschutzombuds-stelle als Mitorganisatorin der Tagung nimmt hier ihre Funktion als Mittlerin und Unterstützerin angewandten Tierschutzes wahr.
Mag. Nadja Ziegler im Namen der VeranstalterInnen
Wien, im Juni 2007