Füttern von Wasservögeln – notwendig oder überflüssig?
Wer kennt es nicht, das vermeintlich idyllische Bild von tierlieben Menschen beim Füttern von Enten, Schwänen und anderen Wasservögeln mit jeder Menge Weißbrot und Semmeln? Ob Jung oder Alt: jeder möchte den watschelnden Wasserbewohnern etwas Gutes tun.
Dass gerade beim Thema Fütterung oft ein sehr großer Unterschied zwischen gut gemeint und gutgetan ist, ist jedoch den wenigsten bekannt.
Auch wenn die Tiere massenhaft zu den Futterplätzen stürmen, sollte man sich bewusstmachen, dass die heimischen Wasservögel an die bei uns herrschende Witterung und die Nahrungsverhältnisse, auch im Winter, von Natur aus angepasst sind und die Fütterung daher nicht (über)lebensnotwendig ist. Enten, Schwäne und Co „betteln" nicht aus Hunger, sondern als Folge von zu intensiver Fütterung. Dies kann gravierende Folgen haben: wird beispielsweise das ganze Jahr über unkontrolliert gefüttert, erlernen die Jungtiere nicht, wie sie in der freien Natur erfolgreich überleben können, und verlieren ihre Bereitschaft, selbstständig Nahrung zu suchen.
Werden Wasservögel regelmäßig an bestimmten Standorten gefüttert, gewöhnen sie sich rasch an diese Futterquelle und bilden dort große Ansammlungen; diese führen zu einem erhöhten Erkrankungsrisiko und fördern Kämpfe durch Futterkonkurrenz.
Semmeln, Brot und Striezel? Bitte nicht!
Aber nicht nur wie gefüttert wird, auch was gefüttert wird, schadet den Tieren häufig: Leider wird oft angenommen, dass altes Brot ein geeignetes Futtermittel für diese Tiere darstellt. Tatsächlich sind Brot, Semmeln und anderes Gebäck für Wasservögel so etwas wie „Junk Food" und daher alles andere als gesund. Ist das Brot dann auch noch verschimmelt, kann dies zu lebensbedrohlichen Erkrankungen führen.
Aber nicht nur die Vögel, sondern auch das ganze Gewässer und seine Umgebung leidet unter einer übermäßigen Fütterung: Wird nicht das gesamte Futter gefressen, das den Tieren zugeworfen wird, weicht das Brot auf, sinkt auf den Gewässerboden und verfault dort. Die biologischen und chemischen Prozesse dieses Abbaus verbrauchen große Mengen Sauerstoff, der den im Gewässer lebenden Pflanzen, Fischen und anderen Organismen fehlt, so dass das biologische Gleichgewicht zerstört wird. Die teils massiv beeinträchtigten Wasserqualität ist nicht die einzige Folge der unverhältnismäßigen Fütterung: Futterreste am Uferrand locken ungebetene Gäste, wie z.B. Ratten, an.
Daher sollte man auf die Fütterung von Gebäck gänzlich verzichten! Geeignetes Futter für unsere Wasservögel wäre zum Beispiel Getreide, Hühnerfutter oder schwimmfähiges Wassergeflügelfutter.
Am besten ist es jedoch, den Wildtieren die Futtersuche selbst zu überlassen und sich an ihrem natürlichen Verhalten zu erfreuen.


